Landessynode der Nordkirche Präses Ulrike Hillmann
Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Landeskirchenamt Präsident Prof. Dr. Peter Unruh
alle Kirchenkreise der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)
Offener Brief
Nachbesserung Kirchlicher Arbeitgeberinnen Tarifvertrag (KAT)
Wir wenden uns nun mit diesem Schreiben an Sie, weil wir verzweifelt sind und auf Ihren Einsatz hoffen.
Anfang 2022 wurde der KAT-Abschluss 2022/2023 verhandelt. Auch dieser Abschluss war geprägt von zähen Verhandlungen und zudem von einem, wie wir finden, eher moderaten Abschluss. Uns war aber bewusst, dass auch die kirchlichen Arbeitgeber Corona-belastet waren und ein fairer Kompromiss erreicht werden musste.
Heraus kam eine lineare Erhöhung in Höhe von 3 % zum 01.01.2022 und eine weitere Erhöhung in Höhe von 1,5 % zum 01.01.2023 mit Laufzeit bis zum 31.12.2023.
Nach diesem Tarifabschluss überschlugen sich bekanntlich die Ereignisse. Das Tarifergebnis spiegelt nunmehr nicht mehr die tatsächlichen Umstände wider.
Die durchschnittliche Inflation lag im Jahr 2022 bei knapp 8 % und wird für das Jahr 2023 voraussichtlich ebenso hoch liegen.
Insbesondere einkommensschwache Mitarbeitende, die besonders viel ihres Einkommens für Energie und Lebensmittel aufwenden müssen, sind existenz- bedroht.
Die Bundesregierung versucht zwar nachzubessern, dies allein genügt aber nicht.
Die Kolleg:innen sind finanziell enorm belastet und erwarten zu Recht auch von ihren Arbeitgebenden einen Beitrag.
Wir sind in einer außergewöhnlichen und zudem misslichen Situation. Da die Verhandlungen beendet sind und es bereits einen Tarifabschluss für 2022/2023 gibt, haben wir keine Möglichkeit, diese Situation gegebenenfalls zwangsweise durch Schlichtung nachzuzeichnen. Es bleibt uns somit nur, an die Moral und Vernunft zu appellieren. Wir können den bisherigen Tarifabschluss vor den Kolleg:innen nicht mehr rechtfertigen, denn der geht an der Realität komplett vorbei und ist unter den augenblicklichen Bedingungen einfach unanständig.So ist uns im KTD (Kirchlicher Tarifvertrag Diakonie) auch eine Nachbesserung gelungen. Die Kolleg:innen erhalten hier zusätzlich zu dem bereits verhandelten Ergebnis zum 01.04.2023 eine weitere Erhöhung in Höhe von 1,6 %, in der Abteilung 3 (stationäre und ambulante Pflege) in Höhe von 3 %.
Im KAT sind wir mit unserem Appell indes bisher gescheitert.
Die Vertreter des VKDA (Verband kirchlicher und diakonischer Anstellungsträger in Norddeutschland) blockieren hier unsere Bemühungen und es wird keinerlei Gesprächsbereitschaft bezüglich einer Nachbesserung des Tarifergebnisses signalisiert. Dies, wohl gemerkt, trotz Erhöhung der erwarteten Kirchensteuereinnahmen.
Wir möchten, nein, wir müssen insbesondere für die Kolleg:innen der unteren Entgeltgruppen eine Nachbesserung schaffen. Die Situation bedroht nicht nur Existenzen, sondern auch den sozialen Frieden unserer Gesellschaft.
Wir sind der Auffassung, dass besonders der kirchliche Arbeitgeber hier Verantwortung für seine Mitarbeitenden übernehmen und mit uns, der Kirchengewerkschaft, einen gerechten Ausgleich schaffen muss.
Außerdem befürchten wir für 2023 dann eine noch größere Abwanderung von Kolleg:innen zu Einrichtungen, in denen höhere Entgelte, auch in der Kombination mit der steuerfreien Inflationsaus-gleichsprämie, gezahlt werden. Neubesetzungen werden dann auch kaum noch von Erfolg gekrönt sein und somit werden unsere verbleibenden Kolleg:innen einem noch größeren Druck ausgesetzt sein.
Es bleibt also bei der Bitte und dem inständigen Appell, ernsthaft über Möglichkeiten eines Ausgleichs zu sprechen und entsprechend auf die Vertreter des VKDA einzuwirken.
Es gilt auch in Zukunft die Herausforderungen, insbesondere auch das gemeinsame Arbeitsrecht, zu meistern. Wir hoffen, dass dies, wie bisher, in gewohnter Form, getragen von gegenseitigem Respekt und fairem Austausch zwischen den Tarifvertragsparteien erfolgen wird.
Für die Tarifkommission der Kirchengewerkschaft
Jörgen Schulz
Vorsitzender Bereich KAT